Grußworte zur BAUExpo 2024
Frank-Tilo Becher
Oberbürgermeister der Universitätsstadt Gießen

Sehr geehrte Damen und Herren,
in den vergangenen drei Jahren haben wir eine außergewöhnliche Phase erlebt, geprägt von einer Energiekrise, die erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Baubranche hatte. Gestiegene Bau- und Finanzierungskosten verbunden mit dem stärksten Preisverfall bei Wohnimmobilien seit 60 Jahren haben die Dynamik des Sektors zweifellos beeinflusst und private Hauseigentümerinnen und -eigentümer sowie Investorinnen und Investoren gleichermaßen vor große Herausforderungen gestellt.
Die hitzige Diskussion um die Neuregelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hat die bestehende Verunsicherung vieler Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr noch zusätzlich verstärkt. Mit der Entscheidung, das Gesetz mit dem Anfang 2024 in Kraft getretenen Wärmeplanungsgesetz zu verzahnen, wurde schließlich eine Lösung gefunden, die Hauseigentümerinnen und -eigentümern mehr Planungssicherheit in Bezug auf einen anstehenden Heizungstausch verschafft. Voraussetzung für das Greifen der neuen Regelungen ist die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans, der als strategische Fachplanung aufzeigt, in welchen Gebieten welche Versorgungsart zukünftig wahrscheinlich ist, beispielsweise der Anschluss an ein Wärmenetz oder individuelle und dezentrale Lösungen. Mit dem Ziel unseren Bürgerinnen und Bürgern möglichst frühzeitig Antworten zur zukünftigen Wärmeversorgung geben zu können, hat die Stadt Gießen die Erstellung eines Wärmeplans als hessische Vorreiterkommune schon früh angestoßen. Die Ergebnisse der Planung werden für dieses Jahr erwartet.
Da die bevorstehende Wärmewende private Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer besonders fordert und oft große Fragezeichen mit Blick auf das „Wie“ hinterlässt, wurde zur weiteren Unterstützung im vergangenen Jahr gemeinsam mit der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA Hessen) die Kampagne „Aufsuchende Energieberatung“ umgesetzt. Die Kampagne zielt darauf ab, privaten Hausbesitzerinnen und -besitzern in einem besonders sanierungsbedürftigen Quartier durch eine kostenfreie Energie-Erst-Beratung vor Ort sinnvolle Maßnahmen für das eigene Gebäude aufzuzeigen und zur Umsetzung nächster Schritte zu motivieren. Da die Kampagne in den letzten beiden Jahren sehr gut angenommen wurde, wird sie in diesem Jahr in einem weiteren Quartier wiederholt.
Auch auf der diesjährigen BAUExpo können Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit nutzen und sich durch zertifizierte Energieberater des Energieberatungs-Netzwerkes für Stadt und Landkreis Gießen kompetent und anbieterneutral beraten lassen. Am gemeinsamen Stand des städtischen Amtes für Umwelt und Natur und des Landkreises Gießen können alle Fragen rund um energetische Sanierung, Heizungsbau und erneuerbare Energien gestellt werden. Auch Informationen zum Thema Wetterextreme sowie Umgang mit Hitzeperioden und Starkregenereignisse werden vom städtischen Amt für Umwelt und Natur dargestellt. Ebenfalls sind hier Tipps zum klimaangepassten Bauen sowie zur standort- und klimagerechten Begrünung zu finden.
In diesem Sinne freue ich mich auf die diesjährige BAUExpo und wünsche Ihnen spannende neue Impulse und einen guten Austausch!
Ihr
Frank-Tilo Becher
Oberbürgermeister
Stefan Füll
Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden

Die Bauwirtschaft ist ein zentraler Pfeiler der Entwicklung unserer Region und schafft die Grundlage für moderne, nachhaltige Lebensräume. Das Handwerk spielt als „Wirtschaftsmacht von nebenan“ dabei eine Schlüsselrolle und ist mit seinem Know-How unverzichtbar für Neubau, Sanierung und Modernisierung. Mit ihrer Arbeit leisten Handwerkerinnen und Handwerker einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Themen unserer Zeit wie Klimaschutz, Energiewende und nachhaltigem Wohnen etwa durch die Installation von Solaranlagen, die Optimierung von Heizsystemen, die Dämmung von Gebäuden oder die Entwicklung smarter, ressourcenschonender Konzepte. Beim Bauen gilt: Ohne das Handwerk geht nichts.
Das Bauhandwerk sieht sich jedoch aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert: Hohe Zinsen, steigende Materialkosten, Bürokratiebelastung und eine verhaltene Investitionsbereitschaft seitens der Kunden verzögern viele Projekte. Dennoch bleibt das Bauhandwerk eine verlässliche Größe. Besonders auf regionaler Ebene zeigt sich seine Stabilität. Viele Betriebe sind fest in ihren Gemeinden verwurzelt und tragen zur wirtschaftlichen Stärkung der Region bei. Diese enge Verbindung ermöglicht es, individuelle Lösungen für spezifische Anforderungen zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.
Die BAUExpo 2025, Hessens größte Baumesse, bietet dem regionalen Handwerk eine erstklassige Plattform für fachlichen Austausch und wertvolle Kontakte. Sie schafft die Möglichkeit, den eigenen Betrieb sowie die eigenen Dienstleistungen und Fähigkeiten einem breiten Publikum zu präsentieren. In diesem Jahr steht insbesondere alles rund um Energie, barrierefreies Bauen, Sicherheit, Smart Home sowie Wohnen und Einrichten im Fokus. Gerade in diesen Bereichen setzt das Handwerk entscheidene Impulse und erweist sich als kompetenter Ansprechpartner für Bauherren, Haus- und Wohnungseigentümer, Architekten, Bauträger, Ingenieure und Planer.
Allen Besucherinnen, Besuchern und Ausstellern wünsche ich eine erfolgreiche und erkenntnisreiche BAUExpo 2025.
Herzlichst
Stefan Füll
Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden
Thomas Reimann
Präsident des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,
geht es der Bauwirtschaft gut, geht es Deutschland gut. Dieser Satz bringt auf den Punkt, wie entscheidend diese Branche für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes ist. Als Schlüsselakteur stehen wir in der Verantwortung unsere Gesellschaft jeden Tag mitzugestalten. Plattformen wie die BAUExpo, sind daher von essenzieller Bedeutung, um die Handlungsfähigkeit unserer Bauwirtschaft aufzuzeigen.
Aktiv zu sein, das ist das Gebot unserer Stunde, denn wir leiden unter mangelnden Impulsen von politischer Seite. Viel zu lange haben wir nun den Investitionsstau und verpasste Reformen hingenommen. Viel zu lange dulden wir den politischen „Schlafmodus“, der die Krise im Bau weiter verstärkt.
Dabei stehen wir vor der Herausforderung, dass der Wohnungsbau in vielen Regionen hinter den Bedürfnissen der Bevölkerung zurückbleibt. Dies äußert sich in den jüngst veröffentlichten Baugenehmigungszahlen in Hessen: Laut dem Statistischen Landesamt wurden in Hessen im Jahr 2024 Baugenehmigungen für lediglich 13.772 neue Wohnungen verzeichnet. Das waren 5.224 Wohnungen bzw. 27,5 Prozent weniger als im Jahr 2023.
Ein zentraler Faktor hierbei ist der deutliche Anstieg der Baukosten – diese sind in den letzten Jahren nahezu explodiert. Dazu kommen unzureichend vorbereitete Förderprogramme, die die Umsetzung von Projekten oft unnötig verzögern. Programme, die ursprünglich den Bau von energieeffizienten Gebäuden fördern sollten, sind häufig gescheitert, da die bereitgestellten Fördergelder nicht ausreichten. Dies hat zu einem massiven Vertrauensverlust in die Handlungsfähigkeit der Politik geführt. Doch Planungssicherheit ist die Voraussetzung für eine funktionierende Bauwirtschaft.
Auch eine Reform des Baurechts, die bürokratische Auflagen reduziert und gleichzeitig die Qualität der Bauvorhaben sicherstellt, ist dringend notwendig. Denn aktuell sind die baupolitischen Kompetenzen in Deutschland wie ein Flickenteppich über verschiedene Ebenen verteilt. Diese Regelungen binden wichtige Ressourcen in den Unternehmen und wirken sich kostensteigernd aus.
Über all dem schwebt noch der Fachkräftemangel. Denn klar ist: ein „Gastro-Effekt“ muss in der Baubranche unbedingt vermieden werden. Arbeitskräfte, die uns jetzt abhandenkommen, werden wir nie wieder gewinnen können.
Trotz allem dürfen wir nicht nur auf die Schwierigkeiten schauen, sondern auch die Chancen erkennen, die sich aus dieser Situation ergeben. Es liegt an uns, die richtigen Weichen zu stellen, damit die Bauwirtschaft ihren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Schaffung von Wohnraum und einer zukunftsfähigen Infrastruktur leisten kann. Denn die Bauwirtschaft ist vor allem eins: liefer- und leistungsfähig.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Tage mit erkenntnisreichen Einblicken und interessante Gespräche.
Thomas Reimann
Präsident des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V.